In der Krise finden keine Gottesdienste statt.

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In der Krise finden keine Gottesdienste statt. Das ist sehr bitter und für viele Menschen ein großer Verlust. Besonders an den Osterfeiertagen wird dieser Verlust empfindlich zu spüren sein. Gewiss, es gibt im Fernsehen und im Internet viele Angebote, auch an Ostern Gottesdienste zu erleben. Aber viele werden auch die Abendmahlsfeiern vermissen, am Gründonnerstag, am Ostersonntag. Können wir die Erinnerung an Jesu letztes Mahl mit seinen Jüngern am Tag vor seiner Hinrichtung einfach so auslassen? Können wir die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus am Ostersonntag so richtig spüren ohne seine Gegenwart in Brot und Wein sinnlich wahrzunehmen? Ich möchte anregen, dass wir auf diese wichtigen Elemente nicht verzichten.
Im Normal- und Regelfall soll das Abendmahl nur durch besonders von der Kirche dafür beauftragte Menschen ausgeteilt werden. Das sind PfarrerInnen oder PrädikantInnen. Dies wird durch die Nötigung zum Abstandhalten und den notwendigen Verzicht auf leibliche Begegnung und Nähe in der Coronakrise praktisch unmöglich.
In der Lebensordnung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau heißt es:
„Wenn Christinnen und Christen, die sich in Notsituationen befinden, das Abendmahl zu empfangen wünschen und keine Pfarrerin oder kein Pfarrer zu erreichen ist, kann jedes Kirchenmitglied das Abendmahl reichen. Dabei sollen die Einsetzungsworte gesprochen und Brot und Wein gereicht werden.“ (LO der EKHN, Absatz 125).
Ich denke, die Worte der Lebensordnung sind wie geschrieben für unsere gegenwärtige Situation. Darum rufe ich Sie auf in Ihren Familien, mit den Menschen, mit denen Sie zusammenleben an den Feiertagen selbst Abendmahl zu feiern. Als Anregung für die praktische Umsetzung möchte ich Ihnen mitgeben:
Vielleicht decken Sie den Tisch schön und festlich, mit Kerzen, Blumen und – wenn vorhanden – auch einem Kreuz.
Als Brot und Wein/Traubensaft kann genommen werden, was im Hause ist. Das Brot kann vorher in Stücke geschnitten, oder auch im Vollzug des Mahles gebrochen werden. Der Wein/Saft kann in einem gemeinsamen Becher/Glas oder in Einzelbechern/Gläsern bereitgestellt werden.
Die Einsetzungsworte sollen nach der Lebensordnung in der Fassung Martin Luthers gesprochen werden (Evangelisches Gesangbuch 806.5)
Grundsätzlich bietet es sich an nach dem Abendmahl eine ganz normale Mahlzeit anzuschließen, ein Abendessen, ein Osterfrühstück, so haben das die ersten ChristInnen auch praktiziert.

Eine kleine Liturgie für eine Hausabendmahlsfeier könnte dann so aussehen:
Eine/r: Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes

Alle: Amen!

(Hier könnte ein Lied gesungen werden z.B. EG 221 oder EG 181.6)

Eine/r: Gebet (ein selbstformuliertes Gebet oder z.B. EG 773)

Eine/r: Lesung: (Gründonnerstag z.B. Markus 14, 16-26
                        Ostersonntag z.B. Lukas 24, 1-12)

Alle: Vater unser im Himmel…

Eine/r: Einsetzungsworte:
„Unser Herr Jesus Christus,
in der Nacht, da er verraten ward,
nahm der das Brot,
dankte und brach´s
gab´s seinen Jüngern und sprach:
Nehmet hin und esset:
Das ist mein Leib,
der für euch gegeben wird;
solches tut zu meinem Gedächtnis.
Desgleichen nahm er auch den Kelch
nach dem Abendmahl;
dankte, gab ihnen den und sprach:
Nehmet hin und trinket alle daraus:
Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut,
das für euch vergossen wird
zur Vergebung der Sünden;
solche tut, sooft ihr´s trinket,
zu meinem Gedächtnis.“

Austeilung mit den Worten:
Nimm und iss vom Brot des Lebens!

Nimm und trink vom Kelch des Heils!

(zum Abschluss könnte noch ein Lied gesungen werden z.B: EG 222 oder EG 99)

Eine/r:

Gott segne uns und behüte uns.
Er lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Er erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.

Amen.

 

Diese Liturgie kann in allen Teilen (bis auf die Einsetzungsworte und die Austeilung) variiert oder verkürzt werden. Es ist aber, glaube ich, schön, wenn eine gewisse Rahmung des Kerngeschehens bleibt. Gerne können auch andere Lieder oder Gesänge gesungen werden (wer gar nicht singen mag, kann es auch lassen) oder die Lesung durch einen anderen biblischen Text ersetzt werden.

Eine interessante Übung vor der Feier könnte darin bestehen, mit der ganzen Familie den Ablauf (Lied- und Textauswahl, „Rollenverteilung etc.) zu planen. Apropos, ganze Familie: in der EKHN und auch in der Markusgemeinde sind auch Kinder zum Abendmahl eingeladen. Sie durch eine kindgerechte Erklärung auf den Empfang des Abendmahles vorzubereiten, ist eine besonders schöne Aufgabe (siehe Video: Abendmahl für Kinder).

Ihnen allen traut unsere Kirche gemäß unserer Lebensordnung zu, auf diese Weise würdig und angemessen das Abendmahl zu feiern, das letzte Mahl Jesu zu erinnern und seinen Tod und seine Auferstehung zu verkündigen. Ich wünsche Ihnen den Mut auch an diesem Osterfest Abendmahl zu feiern und Gottes Gegenwart darin zu erleben. Ich bin gewiss, dass Sie tief spirituelle und für die belastende Gegenwart positiv inspirierende Mahlfeiern erleben können.

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